Zum Abschluss nochmal richtig Herzschmerz: „Das Beste kommt noch“ widmet sich der Liebe im Alter – im 3. Teil Liebe und andere Kleinigkeiten am 22. April um 22:45 Uhr. Es wird noch viel schöner als früher – versprochen!
Die Gefühle altern nicht – im Gegenteil
„Diese Gefühle bleiben immer. Ich hab das nicht für möglich gehalten, dass sich das tatsächlich auch im Alter nicht verändert, dieses neu Verlieben!“ sagt die 81jährige Waltraud von Soosten mit leuchtenden Augen. Sie hat ihre große Liebe erst spät im Leben wiedergefunden. Mit 16 hatte sie den drei Jahre älteren Wilhelm Glandorf beim Tanzen im Dorfgasthof in Norddeutschland kennengelernt. Doch wenig später wanderte er nach Amerika aus, und die beiden mussten sich unter dramatischen Umständen trennen. Erst Jahrzehnte später nahm Wilhelm den Kontakt wieder auf, denn „ich hab sie nie vergessen. Ich war immer überzeugt, dass wir nochmal zusammenkommen werden“. Waltraud ließ zwei Flugtickets verfallen, aber dann flog sie doch in die USA. „Er war das ganze Leben bei mir. Ich bin jetzt endlich angekommen.“ Und beide sind sich einig: „Heute ist es viel schöner als früher!“
Schmetterlinge im Bauch
„Es ist wirklich so, die Schmetterlinge gibt es wieder“, bestätigt auch der 89jährige Wolfgang Lucht. Nach dem Tod seiner Frau zog er in ein Seniorenheim, das er selbst früher geleitet hatte. Dort lernte er auf einer Bank am Bodensee die 82jährige Bibiana Schönleber kennen, eine energische und sehr modebewusste Frau, die früher als Bauleiterin im Autobahnbau gearbeitet hatte. Auch sie hatte ihren Ehemann verloren und war daraufhin ins Parkstift gezogen. „Aufdringlich war der nicht. Er hat fein angefangen. Da habe ich geantwortet.“ Ein Wort gab das andere, und heute sind die beiden ein Paar. Sie verbringen den ganzen Tag zusammen und unterstützen sich gegenseitig – Wolfgang liest Bibiana vor, da ihre Augen schlechter werden, und sie besucht ihn im Krankenhaus und geht mit ihm zum Arzt. Doch vor allem genießen sie das Leben in vollen Zügen: „Durch ihre Art hat sie mich richtig rausgerissen, ich nehme ganz anders am Leben teil“, sagt Wolfgang. „Wenn ich sie nicht hätte, würde ich wie so ein alter Tattergreis dahermuffeln!“
Die Liebe im Alter ist weiblich
„Die Alten werden nicht mehr geküsst und umarmt, man betrachtet sie als Ikonen. Aber ich bin keine Ikone, ich möchte auch noch in den Arm genommen und geküsst werden!“ Thérèse Clerc, die Amazone mit den weißen Haaren, hat ihr Leben der Liebe gewidmet. Gemeinsam mit anderen Frauen hatte sie sich im Mai 68 befreit – und das bedeutete auch sexuelle Befreiung: die Entdeckung des weiblichen Körpers, die Befreiung der Sprache, weil die Frauen sich nun alles erzählten und an die Öffentlichkeit gingen, und die Liebe unter Frauen. Diese Erfahrung der Befreiung aus eigener Kraft, im Zusammenschluss mit Gleichgesinnten, hat Thérèse für ihr Leben geprägt. Sie wurde zur Beziehungskünstlerin: Sie schuf sich ein breites Netzwerk aus Familie, Freundinnen und Freunden, Unterstützern und politischen Weggefährten, das sie bis ins hohe Alter trug. Sie gründete ein Frauenzentrum und ein Wohnprojekt für ältere Frauen in Montreuil, dazu die „Universität des Lebenswissens der Alten“. Der Film ist ein großartiges Vermächtnis dieser wunderbaren, warmherzigen und lebensklugen Frau, die im Februar im Alter von 88 Jahren verstorben ist.